Als Boom Box Runner für Wien Energie beim VCM am 23.04.2023 am Start - Marathon bleibt Marathon...

Du kannst es drehen und wenden wie du willst. Ein Marathon ist immer ein Marathon und man kann nicht einfach sagen: "Ich lauf das mal eben in unter 3h30min!" Sicher bin ich gut genug trainiert, wenn ich es intelligent angehe, dass ich locker eine Marathon unter 3h30min laufen könnte. Allerdings währe dann auch eine gezielte Vorbereitung erforderlich. Eine die direkt auf das Ziel Marathon abzielt. In meinem Fall war aber es so, dass ich mich ja aktuell auf den 24h Lauf in Braunschweig Ende Mai 2023 vorbereite und somit sollte das Ganze nur locker gelaufen werden. Ich bin allerdings nicht der Typ dafür, der einen Wettkampf locker läuft. Wenn ich locker laufen will, gehe ich alleine in den Taunus oder an den Main. Wenn ich an der Startlinie stehe, gibt es nur den Sieg oder den Tod. Ich kenne da keine Freunde oder halte mich zurück. Das ist ein Rennen und da wird alles gegeben! Geplant war das freilich anders... 

 

 

Ich war mit meiner lieben Freundin Christiane in Wien und eigentlich auch nur wegen ihr. Ich persönlich hätte diesen Wien Marathon 2023 jetzt nicht gebraucht. Aber weil ich nicht 45km auf der Donauinsel alleine im Kreis laufen wollte und wenn man schon mal da ist, so meldete ich mich unter dem Vorsatz, es eben ruhiger angehen zu lassen, dort an. Ein Newsletter vom Veranstalter änderte plötzlich meine Einstellung zum Rennen. Es gäbe die Möglichkeit als so genannter Boom Box Runner für Wien Energie an den Start gehen zu können! Man bekommt als Dankeschön einen Vienna City Marathon Rucksack und ein Shirt mit entsprechendem Aufdruck. Mit Rucksack, Shirt und natürlich der Boom Box, die man nach dem Rennen wieder abgeben muss, geht es dann ins Rennen. Dort soll man mit der Boom Box Läufer motivieren und Stimmung machen! Na da war ich natürlich hellauf begeistert und dachte mir, ich werde das Rennen nicht nur genießen, ich werde auch noch für Stimmung auf der Strecke sorgen und darf mit voller Lautstärke ungestraft durch die Statt ballern. Na da macht doch der Start gleich mehr Spaß und da ich nicht wirklich auf die Zeit achten musste, interessierte mich auch das Gewicht der Boom Box nicht weiter.

 

Gesagt, getan. Beworben und als einer von 20 Startern die Erlaubnis erhalten, als Boom Box Runner an den Start gehen zu dürfen. Bilder und Videos hätte ich im Nachgang kaufen können aber die Bilder haben mich nicht wirklich begeistert und das Video durfte ich im Vorfeld gar nicht sehen, weshalb ich an der Stelle in meinem Bericht auf Bilder leider verzichten muss. Am Starttag selbst hatten wir schon morgens an die 15 Grad und die Temperaturen kletterten bei Windstille bis auf 22 Grad. Ärgerlich! Ich hasse Hitzeläufe! Die ganze Zeit durfte ich bei Regen und Temperaturen unter 10 Grad trainieren und jetzt auf einmal ausgerechnet am Renntag sowas. Aber das ist eben das Leben in der Lage. Man kann sich am Tag X weder seine Verfassung, noch das Wetter aussuchen. Das kann man zwar ohnehin nie, aber gerade am Renntag ist es halt entscheidend. Von der Boom Box motiviert und auch motiviert anderen einzuheizen und zu helfen und mit dem Publikum zu spielen usw., knallte ich also mit knapp 4:20min/km da aus dem Startbereich raus. Das war freilich deutlich zu schnell, nicht abgesprochen mit meinem Trainier und auch nicht sonderlich intelligent. Manchmal muss man halt auch mal was Dummes tun. Ebenfalls stellte ich schnell fest, wie schwer diese Zusatzbelastung ständig "Good Morning Vienna" zu rufen und andere zu motivieren, war. Ich hoffte, dass ich so um die 4:35min/km schon laufen könnte und wenn ich dann halt einbreche auf 5min/km, dann ist es so. Leider kam es anders. Ich hatte mich schon nach dem ersten Halbmarathon mit ca. 1h37min ziemlich verheizt und die 10km Durchgangszeit mit 42min zuvor zeigte mir schon sehr früh im Rennen, dass ich wohl bald die Quittung für meine undurchdachte Rennstrategie erhalten würde. Es wurde zunehmend warm und mir fehlte ab ca. 30km wirklich Salz, das ich aber nirgends bekam. Ich musste jetzt wirklich von einem Einbruch sprechen bei 34km, wo ich tatsächlich 8km vor Ende des Rennens kurzzeitig marschieren durfte. Seitenstechen und das Gewicht der Boom Box plagten mich und die Piss warme Cola die man mir gab, brachte mich fast zum Erbrechen. 

 

Kein Wunder, ich habe mich einfach völlig abgeschossen und konnte es kaum fassen, dass ich auf den 6min/km Schnitt abfallen musste! Ich versuchte weiter zu laufen und andere zu motivieren. Diese anderen dankten mir das später im Ziel und fühlten sich durch mich mit der Boom Box wirklich nochmal angestachelt. Ich selbst konnte zu diesem Zeitpunkt weder an einen Endspurt im Ziel denken, noch irgendwas an Geschwindigkeit zum derzeitigen Zeitpunkt zulegen und hoffte einfach nur meine Ehre retten zu können und das Rennen unter 3h40min finishen zu können. Das gelang mir dann auch mit 3h32min und jetzt könnte ich klar das große Maul haben und sagen "Naja, Soll erfüllt, 3h30min sollte es sein, war eh nur ein Trainingslauf!" Niemand der sich nicht die Zwischenzeiten anschaut müsste das jemals erfahren. Meine Fans schätzen aber meine offene und ehrliche Art, dass eben nicht immer nur alles wunderbar ist und Spaß macht.

 

Ich erzähle euch das damit ihr seht, dass nichts im Leben selbstverständlich ist. Eine 3h30min Zeit muss erst einmal gelaufen werden. Teilt man sich das Ganze falsch ein, zahlt man einen hohen Preis, auch wenn man es eigentlich besser könnte. Ich hoffte nur, dass mir dieses Ereignis nicht zu viel Körner für die 24h am 27.05.2023 in Braunschweig genommen hat und ich trainierte in den darauffolgenden Wochen normal weiter. Der Vienna City Marathon war Teil meiner Trainingsvorbereitung für die 24h in Braunschweig. Schon am Dienstag in der darauffolgenden Woche mit nur einem Tag Pause nach dem Marathon, erfolgte mein erstes Training mit lockeren 12km, am Mittwoch mit 16km etwas zügiger, am Freitag ein 12km Tempotraining mit integrierten 8km in 33min, am Samstag 22km in 1h57min und am Sonntag meine nächsten 40km und so absolvierte ich im Lauf der ersten Woche nach Wien eine Gesamtleistung von über 100km!  Ist ja nicht so das ich das nicht könnte. Spaß hat es mir trotzdem gemacht und die Frage, warum ich nicht wenigstens unter 3h30min rein kam ist auch schnell beantwortet: Falsche Nahrung mit Schlemmerei in Wien, keine gezielte Vorbereitung und den Marathon aus dem Training heraus gelaufen, schlechte Renneinteilung. Wenn ich es ruhiger hätte angehen lassen, hätte ich hinten raus sicher noch Feuer geben können und währe unter 3h30min rein gekommen, davon bin ich überzeugt.

 

Der Beweis sind die Folgetrainings und der Tempodauerlauf in den darauffolgenden Tagen. Wenn du einmal deine Körner verheizt hast, dann sind diese verheizt und es gibt kein Zurück mehr. Die gerechte Strafe dafür folgt auf den Fuß und ohne Gnade. Dummschwätzerei? Angeberei? Dann seht unten den Beweis vom Training am 30.04.2023, dem darauffolgenden Sonntag!