Neue Bestzeit auf 100 Meilen in Tulln mit 19h37min!

Silvester Stallone sagt es schon in seinem Klassiker Rocky VI "Es ist erst vorbei, wenn es vorbei ist!" Ich kann mich rückblickend in diesem Jahr 2023 doch über einen krönenden und guten Abschluss freuen. Nach meinem Unfall beim Eiger Ultra Trail 2023 den ich dadurch nicht finishen konnte und der Pleite, dass ich dieses Jahr nicht beim Spartathlon starten durfte und das obwohl eine Woche vorm Start einer aus dem deutschen Team ausfiel und man mich nicht nachrücken lies, weil es angeblich zu spät dafür war, habe ich dennoch einen 24h Lauf gewonnen und auch hier in Tulln mit dem 3. Gesamtplatz punkten können....

Die Anfahrt selbst war schon eine Katastrophe, was bei der Deutschen Bahn ja eigentlich schon fast zum Standard gehört. Ich habe es gern vorm Start ruhig, schon bis 18:00 Uhr zu Abend gegessen und möchte dann meine Sachen für den Start vorbereiten und mich gegen spätestens 21 Uhr ins Bett legen, da ich meist bei diesen Starts um kurz nach 04:00 Uhr schon wieder auf den Beinen bin. Zu bedenken ist auch, dass man anschließend zwischen 24 und 36h auf den Beinen bleibt und dabei nicht mehr schlafen kann. So kamen wir durch eine Streckensperrung zwecks eines entgleisten Güterzugs erst gegen 20 Uhr im Wettkampfort an, ich aß viel zu spät und war erst gegen 22 Uhr mit meinen Vorbereitungen fertig. Die Startnummer bekam ich auch erst am Folgetag um 06:00 Uhr morgens und ein Lunchpaket vom Hotel gab es auch nicht. Da mein Motto stets wie in der Armee "Leben in der Lage" ist, organisierte ich mir im Restaurant wo wir zu Abend aßen zwei belegte Brötchen für den Folgetag und war rechtzeitig vor 06:00 Uhr da um meine Startnummer zu bekommen. Im dunklen noch musste ich meinen Kram sortieren und an der Strecke bereitstellen und zu allem Überfluss fing es noch zu regnen an. So ist es halt manchmal. Also bekam ich noch einen Schirm für meine Tasche, dass die Ersatzklamotten trocken blieben und da es ein recht kleines Event war, ging das alles recht reibungslos von statten. 

 

Der Start war gut, ich kam gut weg und wir waren nur 10 Konkurrenten. Ich tat was ich konnte und wollte dieses Event keinesfalls nur als "Reserveevent" für Sparta sehen. Dennoch fiel mir die Vorstellung schwer, wieder auf 1km 161km hinzubügeln und das noch in einer annehmbaren Zeit, am besten natürlich der Bestzeit! Eine Platzierung sah ich lange Zeit nicht. Die beiden Ungarn die letzten Endes das Rennen gewonnen haben, ballerten los als gäbe es kein Morgen mehr. Sie hielten das auch 16h durch. Ich peilte auch 16h an, verrückt wie ich war sogar 15:30h. Letzteres aber nur deshalb, weil das 25% besser als die benötigte Quali unter 21h für den Spartathlon auf 100 Meilen währe und mir war klar, dass das auch schief gehen kann. Trotzdem riskiere ich es. Wenn man nichts riskiert, gibt es auch keine Rekorde und Bestzeiten und eine Bestzeit oder ein Rekord, sind immer riskant. Das kann gut oder auch schief gehen. Ich kämpfte bis ca. 80km mit einer angepeilten Zielzeit zwischen 16 und 19h und hielt diese Leistung aufrecht. Dann aber ging es mir doch etwas schlechter und ich musste Gehpausen einlegen. Mein aufgebauter Puffer schwand zunehmend aber jetzt nicht so gefährlich, dass ich nicht noch immer hätte eine gute Zeit laufen können. 

 

Ab 100km betritt man eine andere Welt. Der Kreislauf spann etwas herum, der Magen leicht verdorben, musste ich aber nicht erbrechen und konnte immer in Bewegung bleiben. Wenn ich auch derzeit nicht gut laufen konnte, so blieb ich dennoch pausenlos in Bewegung. Denn eines war mir 100% klar: Ich konnte mir keine Pause leisten. Ich musste immer in Bewegung bleiben. Sonst war die bisher geleistete Arbeit fürn Arsch. Ich würde den ganzen Puffer verheizen. Zwischenzeitlich befürchtete ich sogar neben dem nicht anzukommen, dass ich nicht unter 21h bleiben würde und vielleicht sogar 24h brauchen würde für die 100 Meilen! Ein Graus! Klar ein Finish aber halt für eine Qualifikation für den Spartathlon zu wenig. Klar brauchte ich keine Quali mehr aber es ist für den Kopf einfach gut zu wissen, dass man diese laufen könnte wenn es nötig ist. Am liebsten hätte ich es nach 100km echt hingeworfen dieses blöde im Kreis laufen! Es gab kaum Stimmung auf der Strecke, es war fad, alles tat mir weh und ich stellte wieder mal alles in Frage. Mein Training, meine Leistung, überhaupt warum ich das hier mache usw. Ich musste mit mir ins Gericht gehen, da ich jetzt wirklich gern abgebrochen hätte und zwar deshalb, weil ich das gewünschte Ziel nicht sah. Das Ziel unter 21h rein zu kommen oder die Bestzeit zu pulverisieren. "Du kannst doch nicht einfach aufgeben und das Rennen hinwerfen nur weil du nicht bekommst was du willst - du Schlappschwanz!" Also das geht ja wirklich nicht! Ich machte mir klar, wenn ich aus gesundheitlichen Gründen aussteigen müsse, dann ok. Wenn ich aber einfach nur aussteige weil es nicht läuft wie ich es will, so geht das mal gar nicht! Also riss ich mir weiter den Arsch auf und quälte mich Kilometer für Kilometer weiter. 

 

Der Sprecher hier war ein Traum da er sich um jeden kümmerte. Er sagte jedem die Runden und Kilometer durch und so war meine Orientierung trotz Behinderung gegeben. Ich konnte wie immer den Bildschirm nicht lesen und wusste weder welche Position ich war noch wie weit ich schon gekommen bin. Nur die Garmin half mir dabei, war aber etwas ungenau, da ich ja auch mal aufs Klo musste oder zu meiner Verpflegung. Da können schon schnell mal 2km zusammenkommen, man glaubt das kaum. Dann natürlich GPS ist auch nicht 100% genau usw. Also ging es Stück für Stück weiter und wenn der Sprecher doch mal die Runden vergaß anzusagen, so zählte ich im Kopf. Eine harte Nummer da die Runden sehr lange werden konnten und es mühselig ist, jede Runde zu zählen und zu erkennen, wie lange 20 Runden doch noch sein können und sind. Es half alles nichts. Es waren nun noch 20 Runden und es könnte knapp werden. Ich machte mir klar, wenn ich doch noch die ein oder andere Runde laufen würde und selbst wenn ich immer nur eine halbe Runde liefe und die andere Hälfte gehen würde, währe ich gar nicht so schlecht dabei. Auch machte ich mir klar, dass gehen ebenso weh tut wie laufen und laufen aber schneller ist als gehen. Je länger man geht umso schwerer ist es wieder anzulaufen. Also muss man zusehen endlich wieder anzulaufen, so hart das ist.

 

Stehst du dann 4 Runden vor Schluss und erkennst, dass eine Runde im schlimmsten Fall 11min dauert, du auf deiner Uhr 02:10 Uhr liest und weißt, dass um 03:00 Uhr 20h vorbei sind, weißt du auch, dass 4 Runden im schlimmsten Fall 44min dauern würden und du somit um 02:54 Uhr und somit unter 20h im Ziel sein kannst! Wenn du das erkennst, geht der Knoten auf und du gibst alles. Ich konnte somit volle Kanne loslaufen denn selbst wenn ich eingebrochen währe, hätte ich es zu Ende marschiert und wenn es ganz dumm gelaufen währe, eben in 20h und 15min oder so. Also gab ich auf den letzten 4 Runden alles was noch ging und konnte eine traumhafte Zeit und für mich absolute Bestleistung mit 19h37min erzielen. Dazu noch den 3. Gesamtplatz, da Position 4 und 5 geplatzt sind. Die kamen nicht einmal ins Ziel. 100 Meilen sind immer eine harte Distanz, nicht selbstverständlich und es kann einfach alles passieren. Sie unter 21h zu laufen ist schon extrem schwer aber sie unter 20h zu bringen, nochmal was ganz anderes. Die beiden Ungarn auf Platz 1 und 2 waren schon auf dem Heimweg nach Ungarn, weshalb ich alleine auf dem Podest stand, auf das ich klettern musste, da gehen nicht mehr machbar war. Am Ende diesen Jahres werde ich noch an einem Hyrox Event teilnehmen und die langen Strecken etwas reduzieren. Im Januar 2024 gibt es einen schönen Snowboard-Urlaub und dann geht es mit großen Schritten der Tortour de Ruhr entgegen, wo ich 230km von Duisburg nach Winterberg laufen werde. Die Saison 2024 ist schon geplant mit der Tortour de Ruhr, dem Eiger Ultra Trail und dem Spartathlon, sofern ich einen Startplatz dort erhalte.