Natürlich muss man es wollen, aber eben auch können! Mein Trainer Florian Reus hatte mich nicht umsonst zuvor gewarnt: "Gehst du zu hart an und brichst du später ein, musst du dich unnötig quälen, verlängerst die Regeneration danach und hast am Ende ein Ergebnis, dass du auch mit ruhigerem Tempo und weniger Quälerei hättest erreicht können." Und er sollte Recht behalten. Wäre ich das Rennen mit 5min/km gelaufen, wäre am Ende eine Zielzeit von 5h16min heraus gekommen - so die Theorie. Klar muss man sich noch verpflegen und lässt dafür hier und da auf so lange Zeit die ein oder andere Minute liegen, aber um den Dreh herum hätte es klappen können.
Vielleicht hätte ich hinten raus auch nochmal schneller laufen können - weiß man aber halt alles nie bei diesen langen Strecken. Es war ja nicht so, dass ich mich unintelligent abgeschossen hätte. Ich lief vorn mit raus um keine Zusatzmeter zu verschenken und merkte schnell, dass die ersten vier Läufer mir deutlich zu schnell waren. Ich hielt mich also zurück und blieb eine längere Zeit bei der ersten Frau und ihrem Führungsfahrrad. Als diese das Tempo etwas zurücknahm, hätte ich das mal besser auch tun sollen. Dennoch fühlte ich mich gut, überlief die 21km Marke und nahm nur ein paar Sekunden vom Tempo aus Sicherheitsgründen raus. Das Wetter war super, die Steigungen zum Schluss hatten es aber in sich und kosteten Körner. Da es sich hier um drei Runden handelte, lief ich in der ersten Runde noch locker und ruhig die erste 600m Steigung, bei der 2. Runde aber durfte ich die schon gehen. Den Marathon überlief ich dann bei 3h15min und ab da merkte ich, ich muss zu schnell gewesen sein. Denn jetzt ging es mir gar nicht mehr gut. Viele Gehpausen und die letzten 21km waren eine absolute Tortur. Ich erkannte bei km 48 auch schnell, dass es mit unter 5h nichts mehr wird und kam bei km 50 in 4h13min an.
Die erste Frau überholte mich wieder und kam später tatsächlich in 4h56min rein. Ich habe zu Beginn vermutlich so viel Pulver unbemerkt verschossen, dass ich da nichts mehr retten konnte. Ich war dennoch gut dabei und lief auf den 16 Gesamtplatz von 80 Läufern und auf Platz 3 in meiner Altersklasse. Unter 5h ging sich aber definitiv nicht aus. Ich versuchte noch meine Ehre dahingehend zu retten, wenigstens unter 5h40min zu bleiben. Ein Genuss war dennoch, die erste Runde allein auf weiter Flur zu sein und in der 2. Runde alle Marathonläufer einzusammeln, die 45min später an den Start gingen. Oft überholt wurde ich nicht und verlor halt 11 Positionen. Anfangs noch Platz 5, dann eben Platz 16. Ein wenig geärgert habe ich mich wohl über mich selbst, wollte aber auf der anderen Seite auch einfach mal wissen, wo ich gerade stehe. Sind 100km unter 9h drin oder nicht? Um auf eine 4h30min abzielen zu können, müsste ich einen Marathon unter 3h im Griff haben. Das ist derzeit nicht der Fall und das hätte ich auch nie gewagt. Ich meinte halt, ich könnte mal so in 4:40min/km anlaufen und würde später vielleicht auf 5:40min/km einbrechen im schlimmsten Fall und dann wird es halt knapp über 5h im Gesamten.
Salz wurde ab Marathon noch ein kleines Problem, glücklicherweise war welches am Verpflegungsstand vorhanden. Ich hätte zur Sicherheit auch mal besser welches am Mann gehabt. Wenn es nämlich generell keins, oder keins mehr gibt, kann das ein echtes Problem werden. Ob ich jetzt das Gleiche oder ein ähnliches Ergebnis erzielt hätte, wäre ich in 4:50min/km angelaufen und hätte am Ende vielleicht noch schneller laufen können, bleibt offen. Da hilft nur eines: Es zu wiederholen und es eben mit dieser Strategie zu versuchen.
Auch wenn der Vorbericht des Veranstalters mich sehr stolz macht und es fast gar nicht anders zuließ als alles aus sich raus zu holen, sollte man dennoch immer bei sich selbst und seiner Rennstrategie bleiben und sich davon nicht unter Druck setzen oder beeinflussen lassen.