Heute war ich mal nicht auf Bestzeit Kurs unterwegs. Ich werde 2025 gemeinsam mit meinem besten Freund Sascha Dürr den Marathon des Sables in der Sahara laufen. Da wir beide voll berufstätig sind und und weiter auseinander wohnen, wird miteinander zu laufen im Alltag schwer bis unmöglich. Folglich nutzen wir gemeinsame Events dafür. Wir lernen uns so besser unter Belastung kennen und wissen ob wir harmonieren. Schließlich müssen wir es über 6 Etappen und 250km in der Sahara miteinander aushalten...
Also sollte ich ihn auf eine gewünschte Zielzeit unter 3h ziehen. Normalerweise bei meinem Trainingspensum und dem vorangegangenen Spartathlon 2024 kein Thema für mich eine Zeit um 3h30min herum laufen zu können. Allerdings musste ich die letzen zwei Wochen vorm Marathon das Training einstellen, da mich eine leichte Erkältung mit einem anschließenden Nebenhöhleninfekt lahm legte. Ich sorgte mich also schon darum. ob ich das Tempo bringe, und das Rennen gut durchhalte. Allerdings war das Rennen hier ein voller Erfolg! Bis km 35 war es für mich in der Tat ein Spaziergang und ich konnte Frankfurt wirklich genießen. Laufe ich selbst auf Bestzeit, ist man so fokussiert und konzentriert, dass man wenig von der Strecke und dem Drumherum wahr nimmt.
Klar freut man sich über Zurufe und saugt die Stimmung auf aber eigentlich ist man nur auf seine Zeit bedacht und hofft irgendwann nur noch auf ein Ende des Rennens. Durch meine Sehbehinderung ist es zudem schwer für mich, sich auf meinen Läufer als Pacemaker und dann noch auf mich selbst zu konzentrieren. Wird es für mich schwer, will ich natürlich ein schnelles Ende und ziehe das Tempo an, was aber schlecht für den Mitläufer ist. Den kann man damit überfordern und ihm so sein Rennen versauen. Ich musste mich also auf ihn konzentrieren, dass er nicht zu schnell wurde, ich brav die Pace einhielt, ihn dabei nicht aus den Augen verlor und mit keinem der Mitläufer kollidierte. Das ist Stress pur mit 5% Sehrest und einem Blickfeld von 12 Grad. Dennoch gelang uns das super und wir blieben bis km 39 beisammen.
Für mich wurde es ab ca. km 37 schwer und ich wollte eigentlich das Tempo raus nehmen. Mein Magen rebellierte und ich hatte zu kämpfen. Sascha zwar auch, aber der hatte sich für dieses Event und somit auf seine persönliche Bestzeit vorbereitet. Ich habe den Spartathon in den Beinen, zwei Wochen nicht trainiert und konnte jetzt auch mein Tempo nicht frei wählen, sondern musste versuchen, stets auf ungefähr 5:20min/km zu bleiben. Eigentlich keine Pace für mich. Ich durfte allerdings lernen, dass ein Marathon immer ein Marathon ist. Der tut immer irgendwann weh, so oder so. Gedanken, wie man überhaupt weitere Strecken laufen könne und Zweifel das zu schaffen kommen einem ebenso, wie wenn man selbst mit sich alleine auf Bestzeit Kurs läuft. Sicher wäre es mir ohne Trainingsausfall etwas leichter gefallen, aber ich kann mich nicht beklagen. Als ich ihn bei km 38 verloren habe, weil ich zu lange nach einer Cola suchen musste die ich zwar fand, musste ich ihn mit 4:50min/km jagen, dass wir wirder zusammen sein konnten. Sascha zog ab km 40 das Tempo deutlich an und es fiel mir echt schwer, ihm trotzdem noch folgen zu können. Kurz vorm Ziel musste ich dann doch abreissen lassen und lief somit 8 Sekunden nach ihm über die Ziellinie in der Festhalle.
Das nehme ich sportlich. Ich wollte ihm sowieso den Vortritt auf der Ziellinie lassen, da ich nur sein Pacemaker und Mitläufer war. Ich wäre maximal hinter ihm eingelaufen und hätte am Ende das Tempo kalkuliert raus genommen um ihm das zu ermöglichen. Ich sah auch keinen Sinn, jetzt mich völlig zu verausgaben um hier noch die ein oder andere Sekunde raus zu holen. Klar gehe ich immer auf's Ganze. Das habe ich aber hier ja ohnehin nicht gemacht, da das Ziel ein anderes war.
Für Sascha eine super Zeit mit 3h44min und auch ich bin damit sehr zufrieden. Ich bin stolz auf meinen Job, den ich hier gemacht habe und zuversichtlich, dass wir gut miteinander harmonieren werden beim MDS 2025. Geplant ist Ende Januar noch der gemeinsame 50km Ultralauf in Rodgau und drei Monate später sind wir dann schon gemeinsam in der Wüste.